Crashtest enthüllt Schwachstellen

Mehrere konventionelle Dachboxen fallen beim Crashtest von Testfakta durch. Ski und Skischuhe werden zu Geschossen oder es fliegt gleich die ganze Box herunter.

Die Wintersaison ist eröffnet und auf den Straßen gen Norden strömen die Skiurlauber den Bergen zu, oft mit einer Dachbox auf dem Auto. Bei einem Auffahrunfall können die Box und ihr Inhalt jedoch für andere Verkehrsteilnehmer lebensgefährlich werden. thumbnail of TakboxarDE Testfakta ließ beim schwedischen technischen Forschungsinstitut SP im Crashtest bei 40 km/h sieben Dachboxen aus Kunststoff testen. Bei mehreren Boxen fiel das Ergebnis erschreckend aus: Entweder flogen sie vom Dach oder öffneten sich und verloren ihren gesamten Inhalt. Bei einem realen Unfall könnte dies fatale Folgen haben. „Die Ladung kann beispielsweise durch die Windschutzscheibe eines anderen Fahrzeugs fliegen. Wer durch einen Ski aufgespießt wird, hat kaum Überlebenschancen“, erklärt Anders Kullgren, Leiter für Verkehrsforschung bei der schwedischen Versicherungsgesellschaft Folksam. Der gesetzliche Grenzwert, bei dem die Ladung auf dem Autodach halten muss, beträgt 1g, was einem plötzlichen, starken Bremsen entspricht. Daneben gibt es mehrere Branchenstandards für Dachboxen, aber auch dort liegen die Anforderungen unter dem durchgeführten Crashtest. „40 km/h ist eine angemessene Geschwindigkeit, bei der viele Auffahrunfälle passieren. Das muss eine Dachbox aushalten“, meint Anders Kullgren. Seiner Ansicht nach sollte Transportstyrelsen, die schwedische Verkehrsaufsicht, die Anforderungen überprüfen. Doch dort ist man nicht der Meinung, dass es einen Grund für schärfere Regeln gibt. „Unserer Erfahrung nach stellt dies kein Problem dar“, meint Ingela Sundin, Leiterin für Fahrzeugtechnik bei Transportstyrelsen. Im Labor wurden die Dachboxen mit einer Last von 50kg sowie mit der angegebenen Höchstlast (bei den meisten Modellen 75kg) getestet. Bei den Tests wurde die Ladung wie vom Hersteller empfohlen in der Box festgezurrt.

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Das Laborteam testet, wie leicht sich die Dachboxen anbringen und packen lassen. Foto: Anna Sigge

Bestanden hat eine einzige Dachbox: Nur bei dem Modell von Thule blieb die Ladung an ihrem Platz. Diese Dachbox ist zudem komplett wasserdicht und am einfachsten zu bedienen – der eindeutige Testsieger. Die günstigsten Dachboxen des Tests, die Modelle von Biltema und Jula, schneiden beim Crashtest am zweitbesten ab. Es bildeten sich zwar Risse in der Boxenwand, sodass die Skispitzen herausschauten, aber Ladung und Box blieben an ihrem Platz. Diese beiden Modelle wurden nur mit einer Last von 50kg – ihrer angegebenen Höchstlast – getestet. Die deutlich teureren Boxen von Calix und Mont Blanc, die 8.000 SEK bzw. 6.000 SEK kosten, erzielen im Crashtest die schlechtesten Ergebnisse. Entweder fiel die gesamte Box vom Dach, weil die Befestigungen brachen. Oder die Ladung flog heraus. In einer Stellungnahme gegenüber Testfakta sagt der Geschäftsführer der Mont Blanc Group, Reine Wasner, dass man im Unternehmen über die Ergebnisse erstaunt sei, denn die Box habe alle Tests bestanden, die man habe durchführen lassen. Dennoch werde intern untersucht werden, ob das Produkt überarbeitet werden müsse, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Autoform, der Hersteller des Modells Calix, betont, dass die Calix-Box die aktuellen Anforderungen erfülle. „Werden von Behörden- oder Verbraucherseite neue Anforderungen gestellt, wird Autoform seine Produkte entsprechend anpassen“, so Geschäftsführer Håkan Gustavsson. Testfakta Editorial 21 Januar 2016